Der Nachwuchs

Riesen-Überraschung am 23.08.2009:
Während der F1-Übertragung aus Valencia entdecke ich ganz zufällig am oberen Scheibenrand des Terrariums einen winzig kleinen Gecko, genau 40 mm lang.
Wann das Kleine das künstliche Licht der Welt erblickte, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sieht er/sie "komplett" aus, Geschlecht noch nicht erkennbar, der Goldstaub ist aber deutlich zu sehen.

            
                                                                      Alle Bilder: Quelle und Copyright Peter Kaiser, Fulda
Minni am Tag ihrer Geburt:                                            Minni 2 Wochen später:

Aufgrund des Verhaltens der beiden erwachsenen Tiere und aufgrund ihres Alters hatte ich überhaupt noch nicht mit Nachwuchs gerechnet. War natürlich auch nicht vorbereitet, außer, daß ich mir einen Brutkasten direkt bei Jäger bestellt hatte.

Nachkommen ohne Ideal-Bedingungen im Terrarium, ohne Brutkasten, und auch nicht aufgefressen von den erwachsenen Tieren!

Da die mit Heißkleber befestigten Bambusstäbe auf Dauer nicht halten, habe ich am selben Tag den Umbau des Terrariums begonnen. Und als ich den ersten hinteren horizontalen Bambus entfernte (war früher die Schlafstätte des Männchens), kullerten 3 einzelne Eier heraus. Davon war eines recht durchsichtig (weiß), die anderen beiden gefüllt (dunkel mit rötlichem Schimmer). Alle 3 in mit feuchtem Vermiculite gefüllten Brutbehälter (auch Heimchen-Dosen) gelegt und in die Jäger Kunstglucke mit Feuchtset gestellt; Einstellung: 28°C und 85% Luftfeuchtigkeit. Ob die Brut das Herauskullern überlebt hat, werden wir sehen. Denn die Eier sollten normalerweise nicht bewegt, sondern nur in gleicher Lage vorsichtig in den Brutkasten versetzt werden.

Beim Entfernen eines frisch eingesetzten Bambusstabes am Morgen des 06.09.09 habe ich leider das Weibchen bei der Eiablage gestört. Die beiden Eier zwar sofort in den Brutkasten gesteckt, davon wurde eines aber im Laufe der folgenden Tage schlecht (Schimmel angesetzt); aufgrund der Störung war das Ei wohl noch nicht ausgehärtet. Das Vermiculite war zwar schon seit Tagen im Brutkasten und aber nicht mehr nass; die Luftfeuchte im Brutkasten lag bei ca. 75-80%.

Am 17.09.09 abends den nächsten Nachwuchs im Inkubator entdeckt. Das Herauskullern und die Lage der Eier hat also nicht geschadet. Der Umzug ins kleine Terrarium zum bereits knapp 4 Wochen alten Jungtier verlief nicht ohne Probleme. Baby2 lag wohl über einen Tag lang tief in einem Bambusstab am Boden; beide Tiere mußten also wieder getrennt werden. Laut Literatur sollten alle Jungtiere einzeln gehalten werden. Das 3. Jungtier aus dem gleichen Gelege (Einzel-Eier) kam aber erst mit 2 Wochen Verspätung am 02.10.09.
Aus Platzmangel lebte Baby3 dann ca. 3 Monate mit Baby2 zusammen, wobei Baby2 jedoch das dominierende Tier war.

Baby Nr. 4 aus dem übrig gebliebenen Doppel-Ei kam am Morgen des 18.10.09 zur Welt, wieder ein F1-Sonntag. Ein Versuch, Baby3 zu Baby4 ins gleiche Terrarium zu setzen, scheiterte ebenfalls, da in dieser Konstellation Baby3 die Oberhand hatte.

Nächste Ei-Ablage am 22.11.2009, ein Doppel-Ei im Bambus unter dem Strahler. Eier bleiben dieses Mal trotz niedriger Temperaturen wieder im Terrarium.

Am 20.12.2009 habe ich Baby1 = Minni in ein großes Terrarium von Exo-Terra (60 x 45 x 60 cm) "umgetopft". Minni hat sich gleich darin sehr wohl gefühlt; es entwickelt sich prächtig und ist auch sehr zutraulich geblieben. Besonders ist das Nachbar-Terrarium der Eltern-Tiere von großem Interesse.

Ei-Ablage von Tipsi am 12.01.2010 im Quer-Bambus auf der linken Seite; Eier sofort vernichtet, da kein weiterer Platz für Jungtiere vorhanden ist. Die Eier enthalten noch keine Jungtiere, sondern eine milchige Flüssigkeit.

 

Übersicht der Größen der Jungtiere am Tag der Geburt, Brut-Bedingungen und -zeiten:
Name Geburt Größe Geschlecht Brutzeit Temperatur(Tag/Nacht), Luftfeuchte
Baby 1 = Minni 22.08.09 40 mm weiblich ? im Terrarium geboren
Baby 2 17.09.09 39 mm weiblich ?
Baby 3 02.10.09 40 mm männlich ? ?
Baby 4 18.10.09 39 mm unbekannt 42 Tage 28°C (ohne Nachtabsenkung), ca. 80%
Baby 5 30.06.10 40 mm ? 59 Tage
Baby 6 04.07.10 45 mm ? 37 Tage 28°C (mit Nachtabsenkung), ca. 90%
Baby 7 04.07.10 40 mm ? 37 Tage 28°C (mit Nachtabsenkung), ca. 90%
Baby 8 24.07.10 40 mm unbekannt 36 Tage 28°C (mit Nachtabsenkung), ca. 90%
Baby 9 24.07.10 41 mm ? 36 Tage 28°C (mit Nachtabsenkung), ca. 90%
Baby 10 31.08.11 40 mm ? 52 Tage 28,5°C/20-22°C, 90-100%
Baby 11 31.08.11 33 mm ? 52 Tage 28,5°C/20-22°C, 90-100%
Baby 12+13 25.09.11 40 mm ? 53 Tage 28,5°C/20-22°C, 90-100%
Baby 14+15 25.10.11 40 mm männlich+weiblich 56 Tage 28,5°C/17-20°C, 80-100%

Bedingungen im Brutkasten
Brutkasten: Jäger-Brutkasten für Reptilien; Typ FB 50 E; mit Feuchtigkeits-Set
Temperatur: 27-28°C, später 28° C und 28,5°C mit Ausschalten des Brutkastens in der Nacht
Luftfeuchtigkeit: 75-85%, später 85-100%

Bei den Jungtieren 2-4 habe ich den Brutkasten auf konstanter Temperatur gehalten. Erst später las ich, daß auch hier eine Nachtabsenkung üblich ist. Der Brutkasten wird über Nacht durch eine Zeituhr abgeschaltet.
Die Babies 5-7 sind im heißen Sommer 2010 (30-38°C) zur Welt gekommen.

 

Aufzucht-Bedingungen
Terrarium:
Den Mini-Gecko habe ich in ein kleines Glas-Terrarium (20 x 20 x 30 cm) umgezogen. Das Lochgitter an der Oberseite habe ich ausgewechselt gegen eine feine Draht-Gaze (Lichtschacht-Abdeckung, Hornbach), damit mehr Luft ausgetauscht werden kann und die Schimmelgefahr reduziert wird. Gleiche Temperatur und Luftfeuchtigkeit wie im großen Terrarium.

Einrichtung:
3 Bambusstäbe, davon einen horizontal unter der Lampe; eine kleine Sanseverie und eine kleine Mosaikpflanze oder kleine Dracaea compacta; Boden aus Cocos-Humus und darüber feinen Aquarien-Kies (Ratschlag von Herrn Peter Krause).
Auf Höhe des horizontalen Bambusstabes einen kleinen Wassernapf und ein Napf für Futter. Ein weiterer Napf am Boden mit fein geriebener Sepiaschale (ständig vorhanden).

Beleuchtung:
Reflektor incl. Exo-Terra UVB-Compactlampe (13 W, 5.0% UVB-Anteil); 12 - 14 h Beleuchtungszeit (je nach Monat).

Ernährung:
Micro-Heimchen und das Taggecko-Futter wurden sofort angenommen; Drosophila-Fliegen wurden anfangs ignoriert, später aber auch gefressen.

Einzel-Haft:
Es ist für die Entwicklung der Tiere sinnvoll, sie einzeln zu halten. Die territorialen Ansprüche sind sofort festzustellen, wobei immer das ältere Tier die Oberhand hat. Der gegenseitige Streß wirkt sich auf die Entwicklung der Tiere und deren Farben aus. Tiere in Einzelhaltung entwickeln sich schneller und sind von Anfang an deutlich farbenfroher.
Man kann aber die kleinen Terrarien nebeneinander stellen, so daß sich die Tiere sehen und beobachten können.

Umsetzen in ein großes Terrarium:
Die Tiere sollten aus dem kleinen Terrarium ab etwa dem 4. Monat in das Ziel-Terrarium umgesetzt werden. Mindest-Größe dann 60 x 45 x 60 cm bei Einzelhaltung, mindestens 80 x 50 x 80 cm bei Pärchen-Haltung.

 

                                           Minni 1 Jahr später:
                                         
                                                                          Quelle und Copyright Peter Kaiser, Fulda

Abschluß 
Bevor ich hier das Kapitel Nachwuchs schließe, leider noch eine traurige Nachricht:
Baby 4 war bereits gleich nach seiner Geburt aus seinem kleinen Plastik-Terrarium ausgebrochen. Trotz intensiver Suche fanden wir es erst nach einer Woche an der Wand hinter einem Bild über dem Terrarium. Nach dem Umzug ins kleine Terrarium sah man es oft teilnahmslos auf dem Bambus sitzen. Auch habe ich nie gesehen, daß es Nahrung zu sich nahm. Anfang Januar 2010 häutete sich Baby 4. Die Haut hatte sich zwar gelöst, aber es unternahm selbst nichts, diese zu entfernen und aufzufressen. Gleichzeitig wurde die Haftung der Füße immer schlechter, bis es dann auf den Boden fiel und nicht mehr den Bambus empor klettern konnte. Der Literatur-Tip, ihn auf feuchtem Küchentuch laufen zu lassen, half nicht. Mit nassem Küchentuch konnten wir nur die restliche alte Haut des Schwanzes abziehen. Da der Boden leicht feucht war, verfaulten wohl die Füße recht schnell (Hinweis von Herrn Suffel) und sahen stark verkrüppelt aus. Erst nach Auswechseln des Kieses durch trockenen und einer Küchentuch-Auflage regenerierten sich die Füße überraschend schnell. Aber das Tier nahm keine Nahrung zu sich bis auf Wassertropfen. Vermutung: After verklebt oder durch Hautreste verschlossen (was auch später die Fotos zeigten). Baby 4 zeigte zwar Lebenswille, aber starb dann am Morgen des 23.01.2010; der Goldstaub verblaßte zu hellgrünen Punkten ......